Gesamtdokumentation

Zusammenfassung

Geschichtsprojekt "60. Jahrestag der Befreiung"

Das Projekt wurde 2005 vom Demokratischen JugendFORUM Brandenburg (DJBe.V.) durchgeführt und durch die Rosa Luxemburg Stiftung gefördert.

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung
2. Widerstand in Strausberg
3. Befreiung feiern?
4. Recherchen zu Spremberg- Georgenberg
5. Seelower Höhen
5.1 Ein Ausflug zu den Seelower Höhen
5.2 Gedenkstätte und Museum Seelower Höhen
5.3 Die Seelower Höhen
5.4 Seelower Höhen und Tiefen
6. Besuch der Partisanin Sofia Timofejewna Domant
7. Filmseminar Teil I – Re-education Filme
8. Filmseminar Teil II - Der zweite Weltkrieg im Film
9. Auswertung



1. Einleitung

In diesem Jahr jährte sich zum sechzigsten Mal der "Tag der Befreiung" Deutschlands vom Nationalsozialismus.
Dieses Ereignis nahmen wir uns zum Anlass, um uns (noch) einmal eingehender mit der Zeit des Nationalsozialismus, des zweiten Weltkrieges und im Besondern mit dessen Nachwirkungen auseinanderzusetzten.
Schon am Ende des letzten Jahres wurde die Idee eines Geschichtsprojekts zum 60. Jahrestag der Befreiung auf einem Netzwerktreffens des DJB vorgestellt. Es bekam so gleich großen Zuspruch und die Ideen dazu gingen in die verschiedensten Richtungen.
Unterschiedliche Herangehensweisen an eine Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und die lokal vorhandenen Orte zum Thema, wie das Denkmal bzw. die Gedenkstätte auf dem Gelände "Georgenberg" bei Spremberg oder stadtgeschichtliche Forschungen in Strausberg, waren Voraussetzungen für verschiedenste Projektideen im Rahmen des Geschichtsprojekts.

Jugendliche aus dem Cottbusser Raum fanden sich mit jungen Erwachsenen aus Cottbus und Berlin zusammen, um sich eingehender mit dem Thema Gedenken auseinanderzusetzten. Sie besuchten bspw. die Gedenkfeierlichkeiten der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
In Spremberg beschäftigte sich ein Gruppe von jungen Leuten mit dem Denkmal auf dem "Georgenberg". Sie dokumentierten die Auseinandersetzung der letzten Zeit um dieses Denkmal, nahmen an den dort veranstalteten Feierlichkeiten zum 08. Mai diesen Jahres teil und beleuchteten die Darstellung des Nationalsozialismus in Spremberg.
Eine weitere Idee war eine Recherchearbeit zum Strausbergsberger Widerstand in der Zeit zwischen 1933 und 1945. Dieses Projekt präsentierte sich in Form eines Flyers und brachte einigen Wirbel in die Stadt.
Des Weiteren fand sich eine Gruppe aus verschiedenen Orten zusammen, die die Gedenkstätte und die, als "Antikriegsmuseum" angekündigte Ausstellung in Seelow, zur Schlacht um die Seelower Höhen, besuchte.
Am 27. Arpril 2005 war die Partisanin Sofia Timofejewna Domant aus Russland bei uns zu Gast. Es fand eine Veranstaltung statt, in der sie aus ihrem Leben erzählte und den Jugendlichen Fragen beantwortete. Zusätzlich zu diesen drei Arbeitsgruppen und dem Besuch der Partisanin fand Anfang November ein Wochenendseminar statt, bei dem die Darstellung der Zeit des Nationalsozialismus im Film und besonders die des zweiten Weltkriegs untersucht wurde. Den Schwerpunkt bildeten die sowjetischen Verfilmungen, aber auch die Sichtweise der Amerikaner, der DDR und der BRD wurden betrachtet. An dieser Stelle kamen einzelne TeilnehmerInnen aus den verschiedenen vorausgegangenen Projekten zusammen.

Diese Projekte fanden parallel und dezentral organisiert nebeneinander statt, sie schafften es viele Jugendliche und junge Erwachsene zu einer individuellen Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus anzuregen. Und sie eröffneten Perspektiven für eine freie und kritische Betrachtungsweise zum heutigen Umgang mit der Geschichte.

Im Folgenden werden die Projekte in kurzen Zusammenfassungen vorgestellt.



2. Widerstand in Strausberg

Rund um den 08. Mai 2005 entwickelte eine Arbeitsgruppe aus dem Umfeld des Jugendprojektes 'Horte' im Rahmen des Geschichtsprojektes des DJB mehrere Aktivitäten.
Die AG begann mit Recherchearbeiten zu der Befreiung Strausbergs, ihnen war dazu schon einmal etwas zu Ohren gekommen und so gingen sie dem nach. Es handelt sich hierbei um eine Geschichte der letzten Kriegstagen in Strausbergs, in denen der Bürgermeister Kunze, welcher sich ein Dorf weiter versteckt hielt, einen heldenhafte Tat beging. Als ihm zu Ohren gekommen war, dass die Rote Armee schon kurz vor Strausberg stehe, kam er aus seinem Versteckt im Nachbardorf hervor und ging nach Strausberg, um dort im Ortskern die weiße Fahne zu hissen. Viele BürgerInnen der Stadt taten es ihm gleich. Diese Tat verhinderte zwar die Zerstörung der Stadt, jedoch kostete sie ihm auch das Leben. Überliefert ist, dass eine Gruppe von Wehrmachtssoldaten, die noch vorhatten den "Endsieg√¢‚Ǩ¬ù zu erlangen und sich ebenfalls in der Nähe des Ortes aufhielten mit dem Hissen der weißen Fahne nicht einverstanden waren. Einen Tag später wurde der Bürgermeister dann erschossen im Wald gefunden. Wer aber diese Tat begangen hat, war nicht heraus zu finden.
Es existieren zwei Varianten, zum einen soll es die Rote Armee, zum anderen die Wehrmachtssoldaten gewesen sein. Da die jungen Leute an dieser Stelle nicht weiter kamen und während ihrer bisherigen Recherche auf anderes äußerst spannendes Material gestoßen waren, veränderte sich das Ziel ihrer weiteren Arbeit. Sie begannen den Spuren einer kommunistischen Widerstandsgruppe, die in Strausberg eine Außenstelle gehabt haben soll, zu verfolgen. Dieser Weg erwies sich sozusagen als fruchtbar. Sie erfuhren viele neue und spannende Dinge, die sie in einem Informationsblatt zusammenfassten und veröffentlichten. Dieses wurde im Zeitraum des 08. Mai 2005 in tausendfacher Auflage (7000 Stück) an die Haushalte verteilt. (Die Ergebnisse der Recherche sind im Flugblatt, welches im Anschluss des Textes folgt, zu finden.)

Zusätzlich war am Tag der Befreiung in Strausberg auf dem Marktplatz ein Sektfrühstück zur Feier des Tages geplant. Leider spielte das Wetter nicht mit, die √É‚Äìrtlichkeit musste kurzfristig umgeplant werden und so luden die Jugendlichen die BürgerInnen in das √¢‚Ǩ≈°Horte√¢‚ǨÀú. Dort fand dann das Frühstück in großer Runde mit 40 Personen statt.

Die Jugendlichen berichteten bei der Auswertung des Projekts von einer unerwarteten Offenheit, die ihnen vor allem durch die Angestellten im Heimatmuseum der Stadt entgegengebracht wurden. Sie hatten das Interesse der jungen Leute sehr begrüßt und unterstützen eingehend die Suche und Durchsicht der Materialen.
Aber es gab auch unzufriedene Personen aus dem Ortsverband der SPD, die mit der Darstellung der Ergebnisse nicht zufriedenwaren. Es geht hier um eine Stelle in der eine Zusammenarbeit von der SPD und den Nationalsozialisten erwähnt wird.
Daraufhin baten sie um ein Gespräch mit der Gruppe, wofür jedoch nie ein Termin zustande kam.

An dieser Stelle folgt die Broschüre über den Strausberger Widerstand LINK



3. Befreiung feiern?

Das Projekt

Die Zielstellung war, eine Auseinandersetzung über Erinnerungsformen mit Jugendlichen zu führen. In der Folge enstand ein Workshop und der Besuch einer offiziellen Befreiungsfeier der Gedenkstätte Ravensbrück im April 2005.
Die Teilnehmenden der Reise zu den Feierlichkeiten anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück waren aufgrung unterschiedlicher Gründe und Motivationen interessiert. Für einige war es der erste Besuch einer KZ-Gedenkstätte. Andere waren sehr an der Frage interessiert, mit welchen Worten offiziell der Befreiung gedacht wird, besonders vor dem Hintergrund, dass im Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag des Endes des Nationalsozialismus zahlreiche Diskussionen um den Begriff der "Befreiung" stattfanden. Darüber hinaus gab es bei einigen Teilnehmenden, welche die Gedenkstätte bereits von früheren Besuchen kannten, ein Interesse, welche Veränderungen in der Gestaltung und Präsentation der Ort erfahren hatte. Besonders bedeutsam war die Reise allerdings für alle vor dem Hintergrund, dass so die Möglichkeit eines Dialoges mit ehemaligen Gefangenen des Lagers gegeben war. In Gesprächen vor allem mit SchülerInnen wurde deutlich, dass dies ein Wunsch für die Annährung an das Thema selbst ist, der im schulischen Alltag vermisst wird.

Zur gesamten Ansicht der Auswertung des Projekts bitte den LINK benutzen.



4. Recherchen zu Spremberg- Georgenberg

Das Projekt

In der südbrandenburgischen Stadt Spremberg befinden sich auf dem innerstadtnahen Gelände "Georgenberg" ein Denkmal für Antifaschisten, ein Friedhof für Soldaten der Roten Armee und eine deutsche Kriegsgräberstädte. In den vergangenen Jahren war dieser Ort immer wieder Mittelpunkt öffentlichen Interesse und Gegenstand politischer Bestrebungen:

Der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge organisierte Umbettungen gefallener Soldaten aus der Umgebung. An diesen und kommunalen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag nahmen regelmäßig Neonazis teil.
Rechtsextreme beschädigten und beschmierten Grabstätten der Sowjetsoldaten.
Kommunalpolitiker unterstützen Bestrebungen, auf dem Gelände einen Gedenkstein für eine SS-Division zu errichten.
Geplant ist, das antifaschistische Denkmal auch den "Opfern des Stalinismus" zu widmen.

Ziel des Projekts war, mit Hilfe von Vorort-, Archiv- und Literatur-Recherche eine Bestandsaufnahme des bestehenden Gedenkortes auf dem Spremberger Georgenberg sowie eine Chronik der Ereignisse und Diskussionen um diesen Ort zu erstellen. Ermöglicht werden soll so, einen Überblick über Entwicklungen und lokale Akteure zu geben, die als Grundlage für Überlegungen zu Umgang und Wahrnehmungen des Zweiten Weltkrieges in Diskussion und gestalteter Erinnerung dienen können.

Zur gesamten Auswertung des Projektes bitte den LINK benutzen.



5. Seelower Höhen


5.1 Ein Ausflug zu den Seelower Höhen

Mit einem Ausflug zu den Seelower Höhen begannen wir unsere Projektarbeit, denn es galt sich von dem Gegenstand unseres Interesses erst einmal ein Bild zu verschaffen.
Dort angekommen, war der erste Eindruck von den ausgestellten Fahrzeugen der Roten Armee geprägt und dies sollte nun, nach Meinung eines Reiseführer, ein Antikriegsmuseum sein?1
Zunächst erklommen wir die Höhen auf der sich der Soldatenfriedhof für die gefallenen Rotarmisten befindet. In Mitten der Gräber steht das beeindruckende Denkmal von Major Lew Kerbel, welches an den ruhmvollen Weg der sowjetischen Armee erinnern soll. Das Denkmal ist eine Statur eines einfachen Soldaten der Roten Armee, der über die Wiesen, die unterhalb der Seelower Höhen liegen, schaut.
Diese Wiesen waren im Frühjahr 1945 der Kriegsschauplatz einer entscheidenen Schlacht zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht kurz vor Berlin und damit kurz vor dem Ende des Krieges. Heute sind die Wiesen Felder in die gesät und von denen geerntete wird. Doch noch heute werden häufig Reste der Schlacht gefunden.
Wir waren von dem Anblick erstaunt, nicht weil es neu war einen Acker zu überblicken, sondern wie weit es möglich war über das Land zuschauen. Neben der Statur und dem Ausblick gab es noch etwas zu entdecken und zwar einen enorm großen Scheinwerfer. Wozu dieser da stand machte uns neugierig und so führte unser Weg als nächstes direkt in das Museum.
Dieses Museum ist nicht groß, genau genommen besteht es aus einem Raum, in dem viele Waffen einige Uniformen und etwas Text zu sehen sind. Daran schließt sich ein Raum, in dem die Tickets für die BesucherInnen erworben werden und der eine krude Auswahl an Literatur zum Verkauf ausstellt. Dieses Literaturangebot geht von dem Ausstellungsbeiheft aus den Zeiten der DDR bis zu einigen Ausgaben des umstrittenen Historikers Guido Knopp. Zusätzlich hängt hier eine gerahmte Aufnahme eines Gedenksteins für die Gefallenen der Wehrmacht. Dieser soll sich den Angaben nach auf dem Friedhof in Seelow oder näherer Umgebung befinden. Bei den Namen, die auf den Stein graviert wurden, handeltet es sich vermutlich um Personen die ehemals aus Seelow stammten und an der Schlacht um die Seelower Höhen teilnahmen.
Das Museum besitzt zusätzlich einen Kinoraum, indem Originalaufnahmen der Kämpfe zu sehen sind.
Nachdem wir einige Zeit dort verbracht hatten und jede/r in Ruhe die einzelnen Tafeln und Ausstellungsstücke betrachtet hatte, brachen wir wieder auf. Enttäuscht und entrüstet über das Antikriegsmuseum, das für uns keins war. In der nach Außen wirkenden sowjetischen Hülle offenbarten sich ein Kern deutscher Ansichten des Krieges, die versuchen die Schuldfrage zu umgehen und mit Ausstellung von Waffen, sowie dem Verlauf der militärischen Handlungen eher eine geschichts-verdrehende (revisionistische) Wirkung haben.
Was es mit den Scheinwerfern auf sich hatte, haben wir auch erfahren. Sie wurden von den Russen als militärische Taktik eingesetzt, deren Ziel es war die Deutschen zu verwirren. Es soll aber nicht funktioniert haben.

Bei der Nachbereitung dieses Ausflugs entstanden drei Artikel, die noch einmal die kritische Auseinandersetzung wiederspiegeln.



5.2 Gedenkstätte und Museum Seelower Höhen

Folgt man der Bundesstraße 1 aus der kleinen Stadt Seelow hinaus Richtung der deutsch- polnischen Grenze, so bekommt man kurz vor dem Ortsausgangsschild auf der rechten Seite einige sowjetische Militärfahrzeuge und Artilleriegeschütze zu sehen.

Sie sind Teil einer seit dem 27. November 1945 bestehenden Gedenkstätte, die auf sowjetischer Initiative hin errichtet wurde, um der mehr als 33.000 Soldaten der Roten Armee und den ca. 5000 Soldaten der 1. Polnischen Armee zu gedenken. Vom 16.April 1945 an begannen die beiden Armeen die letzte militärische Verteidigungslinie des faschistischen Deutschlands zu zerschlagen.

Drei Ehrenmale des sowjetischen Künstlers Lew Kerbel kennzeichnen den Weg der 1. Belorussischen Front nach Berlin, eines in der heutigen Grenzstadt Küstrin, ein weiteres in Seelow und das Dritte im Berliner Tiergarten. Das Seelower Ehrenmal ist auf einem ehemaligen Ausflugsberg errichtet und von einem sowjetischen Soldatenfriedhof umgeben. Von hier aus lassen sich noch heute Stellungsreste und das damalige Kampffeld überblicken.

Ergänzt wurde die Freiluftausstellung 1972 durch ein kleines Museum, welches bis heute existiert. Aus Anlass des 40. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus wurde es 1985 erweitert, umgebaut und mit zahlreichen Objekten ergänzt. In der DDR repräsentierten das Ehrenmal und die Gedenkstätte das antifaschistische Selbstverständnis. Sie wurden in eher propagandistischer Absicht genutzt, um Vereidigungen von Soldaten der NVA (Nationale Volksarmee), Jugendweiheveranstaltungen sowie die feierliche Aufnahme von Mitgliedern der Pionier-, FDJ- oder Parteiorganisationen zu vollziehen.

Das Museum heute versteht sich als ein Antikriegsmuseum. Die jetzige Ausstellung wurde im Jahre 2000 überarbeitet und entfernte Ausstellungsinszenierungen der DDR- Geschichtsschreibung. Gleichzeitig wird nun den ca.12.000 deutschen Soldaten- und Volksturmgefallenen ein den sowjetischen und polnischen Gefallenen gleichwertiger Platz eingeräumt. In der Ausstellungslogik werden neben den alliierten Soldaten, ebenso die Soldaten der Wehrmacht, der SS und des deutschen Volkssturms zu Opfern des Krieges gemacht. Allerdings sucht man, in dem vom Landkreis Märkisch - Oderland betriebenen Museum, vergeblich eine Würdigung deutscher Deserteure. Diese wurden von Standgerichten der Wehrmacht auf Befehl der jeweiligen Regimentskommandeure zu Tode verurteilt oder von SS - Hinrichtungskommandos erschossen, weil sie sich dem sinnlosen "Endkampf" zu entziehen versuchten.

Neben den Ausstellungsobjekten ist es auf Anfrage fast jederzeit möglich, in einem kleinen Kinosaal militärhistorische Filme über die Schlacht um die Seelower Höhen und die Berliner Operation anzuschauen. An der Museumskasse sind darüber hinaus Ausstellungsbroschüren, sowohl der DDR- Ausstellung als auch der Neubearbeitung erwerbbar.
Am Ehrenmal und den sowjetischen Soldatengräbern können zu jeder Tages- und Jahreszeit Blumen niedergelegt werden.



5.3 Die Seelower Höhen

Die Seelower Höhen heißt das Gebiet, auf dem die letzte große Schlacht zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht ab dem 16.April 1945, bevor Berlin eingenommen wurde, stattfand.
Heute gibt es dort eine Gedenkstätte mit Museum, welche aus einem sowjetisch Soldaten Friedhof, einer überlebensgroßen Bronzefigur eines Rotarmisten, ausgestellten Militärfahrzeugen (Artillerie, Panzer) und einem Museumsraum besteht.

Der Soldatenfriedhof ist auf der Anhöhe gelegen, von der es möglich ist, einen großen Teil des Schlachtfeldes einzusehnen. Mittlerweile ist dies Ackerland, in dem noch immer Rückstände des Krieges zu finden sind.

Das Museum ist äußerlich in dem Stil eines Bunkers angelegt und wurde 1972 gegründet.
Es erhebt an sich den Anspruch, laut einer Museumsführung, bzw. einer Ergänzung nach der "Wende" im DDR-Museumsbegleitheft, ein Antikriegsmuseum zu sein und "das Leiden der Menschen in Uniform und Zivil (...) zu erinnern." (aus dem aktuellen Museeumsbegleitheft S. 47). Nach einer Besichtigung des Museums sind wir allerdings anderer Ansicht, denn es wird ausschließlich der Verlauf der Schlacht von 1945 dargestellt, mensch kann die Uniformen der Sowjetsoldaten und Landser vergleichen und wir erfahren, dass "Ostpreußen verloren gegangen" ist, aber die deutliche Aufforderung Krieg zu verhindern war nicht zu finden. Ebenso wurde nicht deutlich, an welchen Punkten an das zivile Leid erinnert wird. Im Eingangsbereich der Gedenkstätte befindet sich zwar eine Wand mit zusammen gewürfelten Kriegsbildern auf denen auch nicht uniformierte Personen zu sehen sind. Allerdings ist es fragwürdig, ob die Abbildung von "kleinem Kind mit Katze im Trümmergebiet" die Zivilbevölkerung verkörpert.
Die Gedenkstätte möchte einen Beitrag zur Aussöhnung der Nationen leisten, damit eine gemeinsame Zukunft möglich ist. Mit einer Tafel in der Ausstellung wird das Gedenken der Opfer auf russischer und deutscher Seite gleichwertig gegenüber gestellt. Ob das der richtige Weg ist bleibt fraglich.

Wer sich diese Gedenkstätte zu Gemüte führen möchte, sollte sich innerlich nicht auf ein Antikriegsmuseum einstellen, sondern ausschließlich ein ausgeprägtes Interesse für militärische historische Einzelheiten besitzen.



5.4 Seelower Höhen und Tiefen

Die Gedenkstätte Seelower Höhen ist zweifelsohne ein sehr widersprüchlicher Ort, der sich irgendwo zwischen einem Wallfahrtsort und Heimatmuseum bewegt und in gutgemeinter Naivität zum Ende des 2. Weltkrieges Auskunft geben möchte. Um bei diesem Thema alle möglichen politischen Positionierungen zu vermeiden, zeichnet sich die Ausstellung wie auch die Gestaltung des Museums durch eine gewisse Beliebigkeit aus, die einen auswärtigen Betrachter solange vor größere Rätsel stellt, bis sich dieser einer Auseinandersetzung mit der Geschichte des Museums gewidmet hat.

So ist der Gestaltung der Außenanlagen anzusehen, dass dieser Ort sicherlich nie ein der Auseinandersetzung mit Krieg im allgemeinen oder besonderen gewidmeter Ort war, sondern immer ganz speziell auf die Schlacht an den Seelower Höhen fokussierte. Dabei ist unschwer vorstellbar, dass zu DDR Zeiten dieses Museum in erster Linie dem Ruhm und der Ehre der Sowjetsoldaten gewidmet war und ihrer Verluste und heldenhaften, weil opferreichen Kämpfe in den Mittelpunkt stellte.

Dass dieser Fokus mit dem Fall der DDR ebenso aufgegeben wurde, wie jeder andere positive Bezug auf die Sowjetarmee, ist bekannt und überrascht nicht sonderlich. Gleichzeitig wird an dieser kleinen, aber historisch überkodierten Gedenkstätte deutlich, wie schwer es offensichtlich fällt, dieses Vakuum zeitgemäß zu füllen. Viele angebotenen Deutungsmuster zu dieser Schlacht sind nicht nur lächerlich, sondern angesichts der historischen Bedeutung fast beleidigend profan. ("Hier zeigt sich, wie einfach es ist, Kriege zu beginnen, doch wie schwer es fällt, sie zu beenden.." oder "Täter-Opfer-neue Opfer - Die Spirale der Gewalt" - Zitate aus der Ausstellung bzw. dem begleitenden Film "Roter märkischer Sand").

Hervorzuheben ist das wiederholte Betonen vom Verlorengegangensein von Gebieten östlich der Oder. Obwohl den Betreibern des Museums mit Sicherheit keine geschichtsrevisionistische Absicht zu unterstellen ist, ist hier - wenn auch vielleicht unbeabsichtigt - revisionistischer Sprachgebrauch und Bewertung ganz offen zu finden. Das geht einher mit Tendenzen, die politischen Hintergründe zu verwischen, sich auf militärische Fakten und Zahlen zu konzentrieren und so bei einem nicht vorgebildeten Betrachter den Eindruck zu hinterlassen, dass diese Schlacht als ein schlimmes, erschreckendes Geschehen zu betrachten ist - keiner wollte so richtig mehr kämpfen, alle hatten große Verluste und alles war irgendwie ganz schlimm...

Neben militärischen Berichten, Fotos und Ausstellungsgegenständen (z.B. eine japanische Fliegermütze, die ein deutscher Kriegsgefangener in Kriegsgefangenschaft trug), werden kaum politische Hintergrundinformationen oder Einschätzungen präsentiert. Gleichzeitig sind die wenigen Texte auf den Ausstellungstafeln wiederum überraschend banal und nichtssagend, zuweilen aber auch tendentiös und verharmlosend. (so z.B. heisst es in der Ausstellung "Das Ende des 2. Weltkrieges im Osten Europas begann am 12. Januar 1945 mit der Winteroffensive der Roten Armee. In den folgenden Monaten ging Ostpreussen verloren." oder aber: "Die Heimat wurde erst Kriegsgebiet und ging ostwärts der Oder verloren.")
Im Widerspruch dazu steht die Gestaltung der Aussenanlagen, die sowjetische Artillerie und Panzer mit Stolz präsentiert, und nach wie vor Ruhm und Ehre dem sowjetischen Soldaten zollt. Diese Art der Widersprüchlichkeit, die sich ebenso in der Auswahl der angebotenen Literatur zum Thema weiterführt, wo neben einem Wanderführer durch das Oderbruch die historischen Analysen von Revanchisten wie Guido Knopp neben Analysen und Berichten von Stefan Doernberg, ehemaligem Politkomissar in der Roten Armee, ausliegen, ist nur durch einen völlig mißverstandenden Begriff von Pluralismus und Demokratie zu erklären. Daher wird sich dann letztendlich aus lauter Hilflosigkeit auf objektivere Fakten, wie Truppenstärke und die Anzahl der vorhandenen Waffengattungen konzentriert.

Insgesamt ist das Museum als Zeugnis geschichtlicher Umdeutung und Hilflosigkeit höchst sehenswert, wie auch verrostetes Militärwissen hier gut aufpoliert werden kann. Darüber hinaus ist es durchaus eindrucksvoll, zu erleben, dass dieses vielfrequentierte Museum für viele - vor allem ältere - Menschen von großer persönlicher Bedeutung ist - unabhängig was dort ausgestellt wird, sondern vielmehr als Ort des Gedenkens und Erinnerns, wo oft Kränze niedergelegt werden oder auch einfach nur spaziert wird.
Wer aber Interesse am Ausgang des zweiten Weltkrieges hat, der sollte vor dem Besuch der Seelower Höhen Zeit für eine Besichtigung des Museums in Karlshorst (heute: "Deutsch - Russisches Museum", früher: "Museum der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands") finden, wo das notwendige Wissen zur Verfügung gestellt wird, die Ausmaße dieses Krieges, wie auch die Rolle und Bedeutung der Seelower Höhen zu begreifen und die Ausstellung in den Seelower Höhen verstehen und einordnen zu können.



6. Besuch der Partisanin Sofia Timofejewna Domant

Am 27. Arpril 2005 besuchte die Partisanin Sofia Timofejewna Domant den Jugendtreff "Dosto" in Bernau. Sie erzählte dort aus ihrem Leben, von ihren Erfahrungen und beantwortete die Fragen der Jugendlichen. In der Pressemitteilung vom "Dosto" wird die Veranstaltung kurz zusammen gefasst.
Im Anschluss ein paar Bilder die Eindrücke des Gesprächs wiedergeben.

PRESSEMITTEILUNG:

Die Partisanin Sofia Timofejewna Domant besuchte den Jugendtreff
"Dosto" in Bernau

- Grüße des Bürgermeisters und der Veteranen des "Großen
Vaterländischen Krieges" aus Novosibirsk überbracht -

Im gefüllten, etwas zu eng gewordenen Konzertraum des Jugendtreffs
Dosto in Bernau fand am 27.April 2005 eine spannende und informative
Veranstaltung mit einer ehemaligen Partisanenkämpferin statt. Sofia
Timofejewna Domant ist auf Einladung des Iskra e.V. und des DJB e.V.
aus Anlass des 60. Jahrestages des Sieges in Berlin und Brandenburg.
Sie berichtete sichtlich bewegt von ihren Erinnerungen an den Zweiten
Weltkrieg, vom faschistischen deutschen Besatzungsterror und ihren
Kämpfen in der Partisaneneinheit.

Viele Fragen der Anwesenden musste Sofia Timofejewna während des mehr
als zweistündigen Gesprächs im Jugendtreff beantworten. Einige der
Zuhörer sind heute genauso alt wie Frau Domant im Jahr 1941 war, als
sie mit 16 Jahren gezwungen wurde mit der Waffe in der Hand ihr Leben
zu verteidigen. Alles war im Jugendtreff von Interesse: das
allgemeine Leben als Partisanin, die Schwierigkeiten vieler
Überlebender zwischen "deutsch" und "faschistisch" unterscheiden zu
lernen, die Erfahrung mit der Waffe zu kämpfen und einen Umgang damit
zu finden getötet zu haben, Hunger zu erleben und die Freude in der
Partisaneneinheit über jede gelungene Aktion. Sofia Timofejewna
betonte wiederholt ihren Wunsch und ihre Hoffnung, dass allen ihr
nachfolgenden Generationen diese Erfahrungen von Krieg, Zerstörung
und Hunger erspart bleiben.

Frau Domant überbrachte herzliche Grüße von den Veteraninnen und
Veteranen der Roten Armee ihrer Heimatstadt Novosibirsk und dem
Bürgermeister der Stadt Novosibirsk W.F. Gorodezki nach Brandenburg.
Sie wünschte den antifaschistischen jungen Menschen in Deutschland
Erfolg in ihrem wichtigen gesellschaftlichen Engagement und Glück und
Zufriedenheit im persönlichen Leben.

Im Anschluss erlebte Frau Timofejewna den Aufmarsch
rechtsextremistischer Kameradschaften in Bernau. Erschrocken und
gefasst zugleich nahm sie zur Kenntnis, welches Gesicht Neofaschismus
in Brandenburg annehmen kann. Sie erkundigte sich nach dem
Organisierungsgrad, den politischen Absichten, der Struktur und der
Bewaffnung rechtsextremistischer Gruppen in Deutschland. Danach
bekräftigte sie ihre Wünsche, dass die antifaschistischen Bemühungen
aller friedliebenden Deutschen erfolgreich sein mögen.

Jugendtreff Dosto, Bernau, 28.April 2005

EINDRÜCKE:



7. Ein Ausflug ins Potsdamer Filmmuseum

Filmseminar Teil I – Re-education Filme

Das Potsdamer Filmmuseum ist ein alter Stall des nicht mehr vorhandenen Stadtschlosses. Es ist sehr zentral gelegen und sticht durch seine Architektur heraus, denn ringsherum stehen Neubauten. Jedenfalls ist dort nicht nur ein Museum, wie der Name es bereits verspricht, sondern auch ein Kino. Kein Kino wie es die meisten gewohnt sind, sondern etwas einfacher. Ohne Popcorn und Colabecher, dafür mit einer originalen "Kinoorgel", worauf früher die Stummfilme begleitet wurden und dort auch heute noch werden. Das Kino ist nicht nur nicht-gewöhnlich, sondern hat auch des √É‚Äìffteren ein ausgefallenes Programm. So auch am 27. Oktober 2005, im Rahmen des Projekts "Ernstfall Demokratie - Fundstücke für politische Kultur in Deutschland" wurde eine Auswahl von Re-education Filmen vorgeführt. Diese Chance nutzten wir, da es uns vorher schon bewusst geworden war, dass wir diese Filme nicht ohne weiteres irgendwo ausleihen konnten. Zusätzlich gab es hier gleich eine Person vom Fach, Herr Roß von der Kinemathek Hamburg, der uns etwas zu den Filmen referierte.

Das Programm bestand aus zwei Teilen, Auftakt gebend wurden Re-education Filme zum Thema "Selbstbild USA" gezeigt, deren Titel wie folgt lauteten:
1."Ein Kind zog aus" (A Child Went Forth), Regie John Ferno und Joseph Losey, Musik Hans Eisler (1940)
2."Die Kleinstadt" (The Town), Regie Joseph von Sternberg (1944)
3."Das Tennessee-Tal" (Valley of the Tennessee), Regie Alexander Hammid (1944)
4."Die Cummington –Story" (The Cummington Story), Regie Helen Grayson und Larry Madison (1945)

Der zweite Teil war unter dem Titel "Zeitfilme" angekündigt. Es wurden gezeigt:
1."Diskussion überflüssig" (1950), Regie Eva Kroll
2. "Frischer Wind in alten Gassen" (1951), Regie (und Buch) Fritz Peter Buch
3. "Ein Vorschlag zur Güte" (1950), Regie Wolfgang Kiepenheuer
4."Eine Kleinstadt hilft sich selbst" (1950), Regie Wolfgang Becker
5. "Frauen stehen ihren Mann" (1951), Regie Walter Brandes
6."Offene Türen" (1950), Regie Walter Brandes

Die Filme waren im Allgemeinen zur Aufklärung und Erziehung der ZuschauerInnen gedacht und wurden in den USA in der Zeit ihres Erscheinungsdatums vorgeführt. Jene Produktionen, die in Deutschland gezeigt wurden, kamen nach dem Krieg in die Kinos, und zwar als eine Art Vorprogramm, welches dem eigentlichen Programm bewusst voraus gegangen war. Dies bewirkte, dass sehr viele Menschen in Deutschland die Re-education Filme wahrnahmen. Denn es war damals durchaus gängiger das Kino zu besuchen als heute. Ein Kinobesuch war in den Nachkriegsjahren preiswert und es kam hinzu, dass der Besitz eines Fernsehapprats höchstens in den privilegierten Schicht vorkam. Das Publikum wurde zu dieser Zeit z.B. über Bahnhofkinos erreicht, dort konnte die Wartezeit auf den nächsten Zug angenehm überbrückt werden und auch in diesen Kinos liefen vor dem eigentlichen Film die Re-education Filme.
Re-education Filme aus den 1940er Jahren, die zum Thema "Selbstbild USA" produziert worden waren , sollten dort die Menschen im Umgang mit dem Krieg unterstützen, schulen oder auch für die Armee anwerben. Die deutsch-amerikanischen Produktionen die später in Deutschland gezeigt wurden, waren keine direkten Erziehungsfilme mehr, sondern eher Anleitungen wie das Leben in der Nachkriegszeit besser organisiert werden konnte. Aber auch hier gab es noch 1946 Filme, die im Filmmuseum jedoch nicht gezeigt wurden, aber direkt zur Erziehung gedacht waren. Ein bekannter Film ist in diesem Zusammenhang "Die Todesmühlen", der die Originalaufnahmen der Amerikaner von den Befreiungen der Konzentrationslager zeigt. Dieser Abend war einleitend für das kommende Filmwochenende sehr geeignet, denn Herr Roß führte uns vorbereitend in die Materie ein und frischte das vorhandene Wissen noch einmal auf.



8. Filmseminar Teil II – Der Zweite Weltkrieg im Film

Als wir Freitagabend ankamen standen vor uns etwa 48 Stunden Auseinandersetzung mit der Verfilmung des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieg (WK II). Der Schwerpunkt, den wir uns gesetzt hatten, lag auf sowjetischen Verfilmungen, aber auch in die Werke aus Amerika, der DDR und der BRD hinein zu schauen, war geplant.
Nach einem Vortrag zur Einführung in die Filmanalyse bzw. die verschiedenen Möglichkeiten der Filmanalyse, schauten wir den ersten Film. Es handelte sich hier um den Film "To Be or not to Be√¢‚Ǩ¬ù von Ernst Lubitsch, der bereits 1942, zu Kriegszeiten, entstanden war. Dieser Film ist ein Werk der Exilkunst, Ernst Lubitsch befand sich zu dieser Zeit in der Emigration in Amerika. Das Ganze ist eine Parodie auf den Kriegseinfall in Polen und kann in das Genre der "Kriegskomödien√¢‚Ǩ¬ù eingeordnet werden. Im Anschluss der Vorführung entstand eine Diskussion, ob es nach diesem Film und im fortgeschrittenen Kriegszustand noch möglich war weitere solcher Produktionen zu erstellen. Wir spekulierten auch über die Resonanz bei dem damaligen Publikum, dazu lagen uns leider keine Angaben vor.
Nach dem eingehenden Gespräch um Lubitsch√Ǭ¥s Film war das Bedürfnis da, diesem noch einen anderen gegenüber zu setzten. So entschlossen wir uns zu einem weiteren Film aus der SBZ von 1946 "Die Mörder sind unter uns√¢‚Ǩ¬ù von Wolfgang Staudte. Es war kein filmischer Gegensatz, sondern etwas ganz anderes, da sich der Film mit der Situation nach dem Krieg in Deutschland auseinandersetzt. Die Geschichte handelt von einem Mann, der in der Wehrmacht gedient hat, mit den erfahrungen und der Schuld nicht leben kann und in den Alkoholismus flieht. Durch einen Zufall erfährt er, dass sein damaliger Vorgesetzter, den er für Tod hielt noch lebt und will ihn für die unmenschlichen Taten im Krieg zur Rechenschaft ziehen. Zu diesem Film war in dem Moment nicht mehr viel zu sagen, denn alle waren müde und es ging hier auch eher um eine Vorwegnahme für den Sonntag, an dem wir über Filme in der DDR und BRD sprechen wollten. Dies passierte dann auch, allerdings im Vergleich mit einem Film "Die Brücke√¢‚Ǩ¬ù von Bernhard Wicki, der aus dem Jahr 1959 stammt.

Am darauf folgenden Tag waren es die Filme aus der Sowjetunion, die uns erst einmal interessierten. Nach chronologischem Muster gingen wir vor und schauten zu erst in einen Film von Sergej Eisenstein aus dem Jahr 1937, mit dem Titel "Aleksandr Newskij√¢‚Ǩ¬ù. Es geht um einen Kampf zwischen dem Deutschen Ritterorden und Russen aus dem Mittelalter. Der Film scheint den kommenden Krieg vorausgesehen zu haben. Denn es handelte sich bei den verfilmten Kämpfen um ebenso lange und ausdauernde, wie sie dem russischen Volk ab 1941 bevorstanden. Im anschließenden Gespräch spekulierten wir, in wie weit es Eisenstein hätte möglich sein können den Krieg voraus zu sehen oder ob es tatsächlich reiner Zufall war.
Bei dem folgendem Werk handelte es sich um "Der Schwur√¢‚Ǩ¬ù von M. Ciaureli aus dem Jahr 1946, der so etwas wie ein Klassikerin der russischen Filmgeschichte ist. Die Heroisierung Stalins steht im Vordergrund, die eigentliche Handlung spielt im Kontext des Zweiten Weltkriegs. Da auch dieser Film Überlänge hat, schauten wir nur hinein, besprachen den Inhalt, ordneten ihn historisch ein und gingen zum nächsten Part über. Und zwar der Fünfteiler "Die Befreiung√¢‚Ǩ¬ù von Juri Oserow aus den späten 1960er Jahren. Er ist als Antwort auf den Film "The longest Day√¢‚Ǩ¬ù (dazu später) gedreht worden und stellt den Kriegsverlauf des WK II von russischer Seite dar. Es geht hier darum, den Verlauf der Ereignisse möglichst realitätsgetreu wieder zu geben. Auf der einen Seite gibt es Szenen vom Kampf in Farbe, für die jegliche junge Soldaten als Statisten hinzugezogen und sogar alte Kriegsfahrzeuge nachgebaut wurden. Dem gegenüber stehen immer wieder Szenen in Schwarz-Weiß, welche eine dokumentarische Absicht andeuten. In diesen Szenen geht es meist um die Kriegsplanung, z.B. wird Stalin an einem Tisch mit seinen Beratern gezeigt, bei der Vorbereitung strategischer Kriegsführung.
Zwischendurch gab es auch mal Mittag!
Danach waren wir dann schon in der Chruschtschow-√É‚Äûra angelangt. Aus dieser Zeit war es "Iwans Kindheit√¢‚Ǩ¬ù (1962) von Andrej Tarkowski, in den wir hineinschauen wollten. Zuerst gab uns ein Referent einige Inputs zum Film und den Tipp auf die Kameraarbeit und verschiedenen Bildeinstellungen zu achten. Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein "Werk in Grautönen√¢‚Ǩ¬ù -ein Kunstwerk, welches schon von der ersten Szene an sehr beeindruckend wirkte. Der Junge Iwan, um den es sich in der Geschichte dreht, verlor seine Mutter und kam nach Gefangenschaft bei den Deutschen zur Roten Armee, die ihn befreit hatte. Es geht um die Entwicklung, die der Junge unter diesen Umständen erfährt.
Für die Zeit der 1970er Jahre sprachen wir über eine russische Fernsehserie, die im Stil eines Kriminalfilms gedreht ist und in der Zeit kurz nach dem Krieg in Rußland spielt. Dadurch werden Figuren dargestellt, die auf unterschiedliche Weise vom Krieg geprägt sind, wobei die Reibungspunkte und Konflikte über Ansichten und Meinungen in dieser Serie einen großen Raum einnehmen.
Wie damit angedeutet, ist es in dieser Zeit (1960er und 1970er Jahre) in der Sowjetunion möglich gewesen auch kritische bzw. reflektiertere Ansichten über die gesellschaftlichen Verhältnisse des Sozialismus zu artikulieren.
In einem Vortrag einer Referentin wurde noch kurz über Neuerscheinungen auf dem russischen Filmmarkt zum Zweiten Weltkrieg eingegangen, diese blieben aber im Hintergrund.

Nach einer kurzen Pause gingen wir zu den Filmen aus den USA über. Es wurden eher die älteren Klassiker vorgestellt, da die Neuerscheinungen den meisten TeilnehmerInnen geläufig waren, denn sie liefen vor kurzem im Kino bzw. sind im Fernsehprogramm häufig zu finden.
Begonnen wurden mit "The Longest Day", produziert von Darryl F. Zanuk, erschienen im Jahr 1962. Ein Film über den so genannten D-Day, der Landung der britischen und amerikanischen Truppen in der Normandie.
Er handelt nur von dem ersten Tag des Angiffs und ist für die damaligen Verhältnisse mit sehr aufwendigen Mitteln entstanden. Dem gegenüber steht "Die Befreiung√¢‚Ǩ¬ù (wie schon erwähnt), denn die Rote Armee findet in Zanuks Film mit keinem Satz Erwähnung. Interessant ist an dem Film, dass die jeweiligen SchauspielerInnen aus dem entsprechenden Land stammen und ihre eigenen Sprachen sprechen. Natürlich sind die Stellen dann mit Untertiteln versehen, so dass es für alle verständlich ist. Wir haben auch von diesem Werk nur einen Eindruck bekommen, indem wir ein paar Ausschnitte anschauten, der gesamte Film hätte einfach zu viel Zeit gekostet. Im Jahr 1970 kam eine weitere wichtige Produktion in Amerika auf die Leinwand, es handelte sich hierbei um "Tora! Tora! Tora!√¢‚Ǩ¬ù, eine japanisch-amerikanische Gemeinschaftsproduktion, den den Überfall auf Pearl Harbour in den Mittelpunkt stellt. Als erste gemeinschaftliche Produktion wird ihr von beiden politischen Lagern Loyalität nachgesagt. Es ist ebenfalls ein sehr aufwendiges Werk, welches nach genauer historischer Recherche gefilmt wurde und so sehr langatmig wirkt, wenn es nur zur Unterhaltung verstanden wird. Für die Kinos war er eher ungeeignet und machte kein gutes Geschäft, was sich darauf auswirkte, dass in den folgenden Jahren erst einmal keine Kriegsfilme mehr gedreht wurden. Wir schauten das Ende und waren recht beeindruckt.
Neben vielen Titeln von Werken (wie "A Bridge Too Far√¢‚Ǩ¬ù) die nur am Rande benannt worden sind, war die nächste entscheidene Produktion die Serie "Holocaust√¢‚Ǩ¬ù (1977), ein Vierteiler von Marvin Chomsky, nach einem Buch von Gerald Green. Wie der Titel es schon andeutet ist dies kein direkter Kriegsfilm, sondern beschäftigt sich mit der Geschichte des Holocaust. Wir sprachen sehr genau über den Inhalt, welche Wirkung die Ausstrahlung in Deutschland hatte und dass das Werk umstritten sei, da die Frage im Raum steht, ob der Holocaust wirklich verfilmt werden und in wie weit damit Profit gemacht werden darf. Dem gegenüber steht allerdings die enorme Wirkung, die dieses Projekt in Deutschland hatte. Denn sie brachte das Thema in sämtlichen deutschen Wohnzimmern zur Sprache.
Eine kurze Erwähnung fand auch der Film "Schindlers Liste√¢‚Ǩ¬ù (1993) von Steven Spielberg, der ebenfalls im Bezug auf die Darstellung des Holocaust umstritten diskutiert wir. Die neueren Produktionen tauchten dann nur noch im Vergleich zu den √É‚Äûlten auf, die (√É‚Äûlteren) in der Beurteilung deutlich besser abschnitten. Zusätzlich gab es ein paar Informationen über die Förderung von Kriegsfilmen durch das Pentagon, in Bezug auf bevorstehende Kriege durch die USA.

Zum Abschluss des Themas, amerikanische Produktionen zum WK II, schauten wir in voller Länge den zehnte Teil der Serie of Brothers(2000/2001), auch eine Verfilmung von Spielberg. Der zehnte Teil ist der letzte und spielt schon in der Zeit nach dem Krieg, allerdings mit einigen Rückblicken in die Zeit des Kampfes. Es geht aber um die Problematik , was nun (nach dem Sieg über Deutschland)?
Einige hart gesottene setzten noch eins darauf und schauten zusätzlich noch den Film "Der Schmale Grad√¢‚Ǩ¬ù, der sich überwiegend philosophisch der Thematik nährt.

Am Sonntag stiegen wir in das Thema noch einmal mit der amerikanischen Produktion "The Judgement Day√¢‚Ǩ¬ù (1961), ein Film über die Nürnberger Prozesse, von Stanley Kramer, ein . Es geht um vier angeklagte deutsche Richter die zu einer Haftstrafe verurteilt werden. Im Genauen stellt der Film aber die Situation des amtierenden amerikanischen Richters vor, der zwischen den Interessen der Amerikaner und Gerechtigkeit entscheiden muss. Ein sehr empfehlenswerter Film, den wir uns auch im Ganzen anschauten.
Im Anschluss blieb bedauernswerter Weise nur bedingt Zeit, die Verfilmungen der DDR und BRD vorzustellen. Dennoch erfolgte ein kurzer Einblick in den Film "Die Brücke√¢‚Ǩ¬ù (BRD, 1959), von Bernhard Wicki. Eine Gruppe von Jungen kämpft verzweifelt und voll Stolz um eine Brücke ihres Heimatortes, obwohl diese von der Armee eigentlich schon längst aufgegeben wurde. Der Film setzt sich mit der Problematik, dass am Ende noch so viele junge Menschen zum Kampf eingezogen wurden, auseinander. Wichtiges was wir über den Film erfuhren war u.a., dass er viel im schulischen Bereich eingesetzt wurde. Demgegenüber stand, wie am Anfang schon erwähnt "Die Mörder sind unter uns√¢‚Ǩ¬ù aus der ehemaligen DDR. Weitere besprochene Titel waren "Jakob der Lügner√¢‚Ǩ¬ù (DDR) und neuere wie "Napola√¢‚Ǩ¬ù, soweit sie uns bekannt waren. Leider kam dieser Part deutlich zu kurz, möglicherweise kann an dieser Stelle noch einmal Vertiefung an anderer Stelle stattfinden.
Im Gesamten konnte heraus gestellt werden, wie Filme politisch eingesetzt werden können. Um Meinungsbildung zu produzieren ist das Medium Film also sehr geeignet.



9. Auswertung

Abschließend gab es vom 11. bis 14. November ein Auswertungsseminar im Mühlenhof Letschin, wo die AkteurInnen der unterschiedlichen Projekte nun zusammentrafen, um sich einander die Ergebnisse der einzelnen Unternehmungen und Auseinandersetzungen vorzustellen.
Das Resultat ist auf den vorausgehenden Seiten zusammengefasst. Ein Überblick über den Verlauf des Wochenendes, als auch ein Fazit des gesamten Projekts, wird im Folgenden kurz wiedergegeben

Das Projekt an sich war ein voller Erfolg. Zuerst wurde festgehalten, dass diese Art des arbeitens den meisten große Freude gemacht hat. Denn die individuellen Vorstellungen, Ansatzpunkte und Wissenstände wurden dadurch berücksichtigt.
Zum Zweiten stellte sich noch einmal die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit solchen Themen im außerschulischen Bildungsbereich in den Vordergrund. Gerade das nicht leistungsorientierte Arbeiten mit solch einem Thema wirkte sich positiv auf die Bereitschaft der Jugendlichen zur eigenständigen Auseinandersetzung aus.
Inhaltlich stellte sich heraus, dass durch solche neuen Betrachtungsweisen erst einmal eine Kritik an der allgemein vermittelten oder bekannten Meinung zum Kriegsende formuliert werden kann. Denn durch selbständige Vorortrecherche, quellenkritisches herangehen und Zeitzeugenarbeit entsteht ein umfassendes und kritisches Bild zum Thema.
Mit eingenem Meinungsbild und mit dem Wissen um die Politik mit geschichtsrevisionistischen Ansätzen ging es dann in die Diskussion um eine Fortführung des Projektes? Gibt es Ideen zu einer kontinuierlichen Arbeit zum Thema oder sollte das Projekt für sich stehen? Da viele Gruppen auch mit anderen Projekten beschäftigt sind, entstand an dieser Stelle keine konkrete Arbeitsgruppe, die sich weiterhin kontinuierlich dazu treffen und arbeiten wird. Aber es gab Ideen weiter an die erarbeiteten Recherchen anzuknüpfen und neben den "Projekten zum Alltag" die Arbeit an und mit der Historie weiterzuführen.



Zusammengestellt und bearbeitet von R.Schirge, Dezember 2005.