Rechte Übergiffe bei unserem Partner in Novi Sad, Serbien

siehe auch: Mrwe Special

Mapping Right Wing Extremism war der Name eines Workshops an dem im
Sommer 2004 20 Jugendliche aus dem Brandenburger Netzwerk teilnahmen.
Aus diesem Besuch ist eine kontinuierliche Kooperation und ein
inhaltlicher Austausch erwachsen. 20 Jugendliche aus verschiedenen
linken Gruppen in Novi Sad haben im vergangenen Sommer verschiedene
Brandenburger Projekte besucht und den Austausch fortgesetzt.

In Novi Sad und in der dazugehörigen Provinz Vojvodina sind in den
letzten Jahren Gewalttaten von Nationalisten und Rechtsextremisten immer
öfter verübt worden. Unsere Partnern sehen in dieser Entwicklung eine
breite faschistische Bewegung. In Novi Sad selbst hat das ältere
Parteimitglied der rechtsextremen Radical Party, Maja Gojkovic, bei den
Lokalwahlen im letzten Jahr gewonnen und den pro-demokratischen
Bürgermeister abgelöst.

In der vergangenen Woche gab es nun schhwere rechte Übergriffe während
einer Veranstaltung, die unsere Partner an der Universität in Novi Sad
organisierten. Am 9.November hat die Antifascistic Action Novi Sad zu
der öffentlichen Gespächsrunde in der philosophischen Fakultät, die
bekannt ist für rechte Debatten und rechte Studenten, eingeladen. Gäste
waren der Professor Milenko Perovic, Leiter der philosophischen
Abteilung der Fakultät und Vladimir Markovic, Soziologe aus Belgrad.
Beide sind bekannt für ihre Recherchen zu historischen und aktuellen
Aspekten von Faschismus.

15 Minuten nach Beginn der Debatte, gegen 20 Uhr, betraten circa 20
Faschisten den Raum und blockierten den Eingangs-/Ausgangsbereich. Sie
fingen unmittelbar an ein Mitglied der Antifacistic Action Novi Sad zu
schlagen. Wenige Minuten danach begannen sie Professor Perovic
anzugreifen, indem sie ihn als Kommunisten, Ustascha und Montenegro
Separatisten beschimpften. Anfeindungen gab es gegen die
Organisator/innen der Veranstaltung und das Publikum. Es gab viele
verbale Übergriffe und einer der Angreifer, der sogenannte Firer - Goran
Davidovic, schlug einige Male auf den Kameramann ein. In den folgenden
zwei Tagen wurden 15 Faschisten für zunächst 30 Tage verhaftet. (Einige der verhafteten Faschisten sind Geschichtsstudenten der gleichen Fakultät.)
Während dieser Zeit wird auf offizielle Anordnung auf Kapitalverbrechen
aus niederen Beweggründen, Rasse und Religion geprüft. Die Strafhöhe
liegt hier zwischen 1 bis 7 Jahren Gefängnis.

Nach der Podiumsveranstaltung war ein Konzert mit vier
antifaschistischen Punkbands aus Novi Sad in dem Gebäude direkt
gegenüber der Fakultät geplant, bei dem es ebenfalls zu schweren
Übergriffen kam.

Gestern, am 15.11.05, tagte das Landesparlament und diskutierte ein
Gesetzesentwurf, der jegliche Existenz von faschistischen und
rechtsextremen Gruppen, Nazisymbole, den Besitz faschistischer Bücher,
Pamphleten, etc.verbietet. Über das Gesetz muss dann auf Staatsebende
abgestimmt werden.

Die Medien haben in einigen Fällen für Verwirrungen gesorgt, die
Berichterstattung basierte hauptsächlich auf Sensationsmeldungen.
Interessant ist allerdings, dass die Organisator/innen der Veranstaltung
scheinbar erst durch die Übergiffe mit ihrem antifaschisten Engagement
in den Medien Erwähnung fanden. Einige von ihnen werden am 16.11.05 im
landesweiten Fernsehen sprechen.

In diesen Tagen gibt es noch eine andere Veranstaltung in Subotica, eine
Stadt nördlich in der Vojvodina, in der Nähe der Grenze zu Ungarn. Dort
versammeln sich Hungarian Honveds' Veteranen, um zu versuchen die
faschistische Vorsilbe, die unleugbar mit ihrer Geschichte verbunden
ist, zu vertuschen.