Proteste gegen das 'Heldengedenken' in Halbe

Im Folgenden dokumentieren wir den Aufruf des "Auf nach Halbe!"-Bündnisses für den 12. November.

Auf nach Halbe! NS-Verherrlichung stoppen!
Wir trauern nicht um Nazitäter - Wir feiern die Befreiung vom Faschismus!
Das Gedenken den Opfern - den Tätern unser Kampf!

Am 12. November 2005 werden Nazis aus der gesamten BRD und Europa in das Dörfchen Halbe bei Berlin kommen. Dort auf dem Waldfriedhof liegen 22.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht und Angehörige von SS und Waffen-SS begraben, die während der letzten großen Kesselschlacht vor der Befreiung Berlins durch die Rote Armee jämmerlich verreckt sind. Hier liegen aber auch ZwangsarbeiterInnen und Deserteure, die von den Nazis ermordet wurden, begraben.

Neonaziaufmärsche in Halbe 1990-2004
Schon in den Jahren 1990 und 1991 versammelte sich die militante Naziszene der Bundesrepublik am "Volkstrauertag" in Halbe. Danach wurde der Naziaufmarsch bis zum Jahr 2003 verboten. Aufgrund einer veränderten Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts scheiterten danach die Verbotsabsichten der Behörden. 2003 fand das "Heldengedenken" mit etwa 700 TeilnehmerInnen erstmalig unter dem Motto "Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsoldaten" statt. 2004 waren es dann schon weit über 1000 Nazis, die sich in Halbe versammelten.

Was wollen die Nazis in Halbe?
Waffen-SS und SS-Angehörige, Volksturm und Wehrmachtssoldaten zogen den aussichtslosen Kampf für das verbrecherischste System der Menschheitsgeschichte, den Nationalsozialismus, der Befreiung und der Gefangennahme durch die Rote Armee vor. In ihrem Rücken ermordeten ihre Kameraden bis zur letzten Minute die überlebenden Insassen der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück, Deserteure, ZwangsarbeiterInnen und politische Gefangene. Diesen fanatischen, mörderischen Kamikaze-Kampf feiern und verklären die Nazis heute als "heldischen Opfergang für Deutschland". In einer gespenstische Prozession wollen die Neonazis zu Wagnerklängen, Kränze tragend vom Bahnhof in Richtung Friedhof marschieren. Wie in Wunsiedel, wo der Kriegsverbrecher Rudolf Hess begraben liegt, soll in Halbe der Mythos verbreitet werden, dass die deutschen Täter die eigentlichen Opfer waren. Das Dörfchen Halbe soll zur temporär "national befreiten Zone", einem Nazi Wallfahrtsort, wo unverhohlen und bis jetzt ganz legal der Nationalsozialismus verherrlicht wird, gemacht werden.

Was wollen wir AntifaschistInnen in Halbe?
Ein jährliches Treffen von über 1000 NationalsozialistInnen können wir nicht hinnehmen. Wir wollen und müssen die Verherrlichung des Nationalsozialismus offensiv stoppen. Die Nazis glauben, dass ihnen in Halbe die Straße gehört. Wir werden sie ihnen streitig machen. Die Nazis wollen um ihre toten "Helden" trauern - wir werden die Befreiung vom Faschismus feiern. Und die Nazis sollen es hören. Wir werden klarstellen, dass deutschen Täter keine Opfer sind, dass jeder tote deutsche Soldat ein Schritt zur Befreiung der überlebenden Opfer des Nationalsozialismus war. Das Gedenken und die Trauer gehört den Opfern und nicht den Tätern. Der Naziaufmarsch im fränkischen Wunsiedel wurde nach einer langen Kampagne dieses Jahr verhindert. So soll es auch in Halbe sein.

Warum fahren wir zur Veranstaltung "Tag der Demokraten" des bürgerlichen Aktionsbündnisses gegen Heldengedenken und Naziaufmärsche in Halbe?
In den letzten Jahren blieb die Antifa bei den Protesten gegen die Naziaufmärsche in Halbe weitgehend unter sich. Jetzt haben auch BürgerInnen aus Halbe und Umgebung, Verbände und Parteien aus dem Land Brandenburg den Protest gegen die Nazis für sich entdeckt. Das ist gut so und auch unterstützenswert. Aber wir sollten den Protest nicht ihnen allein überlassen. Drängt sich doch der Verdacht auf, dass viele von ihnen von dem Anliegen getrieben sind, das Gedenken an die deutschen Täter nicht den patriotischen Schmuddelkindern, den Neonazis, zu überlassen. Der Protest gegen den Naziaufmarsch darf nicht zu einem alternativen Volkstrauertag werden, auf dem Täter und Opfer ununterscheidbar gemacht werden. Auch eine geplante Gedenkfeier des VdK an diesem Tag auf dem Friedhof lässt Böses ahnen. Der 1919 gegründete "Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge" (VdK), verschont kein Land in Europa mit der Pflege der Gräber gescheiterer Welteroberer und mordender Antisemiten. Und die neuen Opfer der Neonazis sind nicht das Ansehen der BRD oder das Brandenburger Tourismusgeschäft, sondern, MigrantInnen, linke Jugendliche, JüdInnen, kurz alle die nicht in ihr nationalsozialistisches Weltbild passen. Wir werden den "Tag der Demokraten" nutzen, um unserem Protest gegen Nazis und deutsche Opfermythen wirksam werden zu lassen.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Deutsche Täter sind keine Opfer!
Wir haben keinen Grund zu trauern!

Wir treffen uns am 12.11.05 um 12.00 Uhr am Ostbahnhof/Gleis 1 oder am Stand der Antifa auf dem "Fest der Demokraten" in Halbe.

Anschließend um 16.00 Uhr antifaschistische Demonstration in Königs Wusterhausen.
Seid kämpferisch und fantasievoll und lasst euch die gute Laune nicht verderben.

Antifaschistische Initiative Moabit (AIM), FelS Antifa AG, Unabhängige Antifas aus Berlin/Brandenburg

Kontakt: aufnachhalbe@gmx.net.